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Uta Hauthal stellt ihren neuen Roman "Garbald in Dresden" vor

ROMAN - EXPOSÈ

 

„Garbald in Dresden“

 

Das Ferne ist nicht fern und das Vergangene ist nicht vergangen.

 

Mein Roman beinhaltet drei unterschiedliche Handlungsebenen, die vielfältig miteinander verknüpft sind:

 

- Dresden/ Graubünden 2006-2014

 

Hier geht es um Hanna Gefrees und ihr zurückgezogenes Leben am Rand der Dresdner Heide (die Erzählung setzt dort ein, wo die Titelgeschichte aus meinem Band „Hinaus in die Heide, zum Fluss“ endet). Zunächst lebt sie gemeinsam mit Samuel, als dieser geht, hinterlässt er mehrere Ordner mit alten Papieren. Der eine enthält Briefabschriften, in denen vom Schicksal Dresdner Juden 1944/45 berichtet wird, in einem anderen findet sich der handschriftliche Mittelteil eines Romans, der trotz seiner altertümlichen Sprache Hanna sehr bekannt vorkommt.

An der Elbe lernt Hanna die Architektin Gitti Hartmann kennen, gemeinsam mit ihr entdeckt sie, dass es sich bei dem Romanfragment um „Faustine“ einer Silvia Andrea handelt. Gitti recherchiert und erfährt, dass dies ein Pseudonym ist, dahinter verbirgt sich die Bergeller Autorin Johanna Garbald.

Nach und nach wird ein dramatischer Zusammenhang zwischen einem in den Briefen erwähnten sadistischen Hitlerjungen zu Gittis Vergangenheit deutlich. Dadurch erlebt sie eine tiefe Krise, die sie beinahe mit dem Leben bezahlt. Hanna beginnt sich zum ersten Mal mit ihrer Lebensschuld auseinanderzusetzen, die darin besteht, die Tochter Eleni im Kindesalter verlassen und erleichtert geduldet zu haben, dass der Kindesvater sie mit in seine Heimat Griechenland nimmt, während sie selbst in ihrer Karriere als Chansoninterpretin aufgeht.

Gitti stößt auf den Schweizer Architekten Gion A. Caminada, beschäftigt sich intensiv mit seinen Visionen nicht nur vom Bauen und reüssiert mit einem umfangreichen Essay darüber. Die Impulse aus dieser Auseinandersetzung führen dazu, dass sie sich als Architekturessayistin etabliert und fortan nicht mehr selbst projektiert.

 

- Dresden 1920-1960

 

Der Hilfslehrer Friedrich Lorenz besteht seine Lehrerprüfung und erhält eine Anstellung in Dresden. Dadurch sowie durch seine Hochzeit mit der Beamtentochter Gertrud Faere vermag er sozial aufzusteigen (er stammt aus einer Bierkutscherfamilie). Friedrich zieht zu Gertrud ins Haus der Schwiegereltern und ordnet sich dort komplett unter. Nach einigen Jahren steigt er auf zum Direktor der 66. Volksschule, diese Position gibt ihm den dringend benötigten Halt und eigenen Handlungsspielraum, den er weder in sich selbst noch in seinem familiären Umfeld hat. 1930 wird nach langer Kinderlosigkeit der einzige Sohn Karl geboren, er gibt Friedrich das Gefühl, alles erreicht zu haben.

Die Schule leitet Friedrich Lorenz ganz im Sinne deutschnationaler Gesinnung, deshalb findet er sich 1933 in Übereinstimmung mit dem System und wird sofort Parteimitglied; allerdings kann er die zunehmende Judendiffamierung bis hin zur Verfolgung (soweit er davon Kenntnis erhält) nicht verstehen und erlebt in diesem Zusammenhang unerfreuliche Auseinandersetzungen in der NSDAP-Ortsgruppe.

Friedrich flüchtet immer mehr in die Arbeit, eine Kommunikation mit seiner Frau und später auch dem heranwachsenden Sohn findet kaum statt. Er begräbt alle Gefühle im Schreibtisch, er zeichnet und liest dort stundenlang. Auch über das Trauma 1945 sowie die folgende harte Zeit und vor allem den Rauswurf aus der Schule (Vorwurf: Altnazi) sprechen weder Gertrud noch er.

Kurz vor seinem Tod in den 50er Jahren kann er noch einmal zurückkehren; da ihm das Lehrersein alles bedeutet, fügt er sich in die Vorgaben der nun sozialistischen Schule (Politschulung, Wandzeitung usw.) ohne äußerlichen Widerstand, zerbricht aber letztlich daran. Karl geht als 17jähriger nach Zwickau, wird Pionierleiter, später Lehrer, heiratet eine Kollegin und bekommt mit ihr (ebenfalls sehr spät) eine Tochter, Hanna.

 

- Graubünden 1860-1935

 

Hier erzähle ich die authentische Geschichte der Schriftstellerin Johanna Garbald (Pseudonym Silvia Andrea) und bin damit die erste, die deren Schicksal literarisch gestaltet. Sie lebt mit dem Zolleinnehmer Agostino in Castasegna im Bergell. Beide sind für ihre Zeit und Herkunft außerordentlich gebildet und liberal, sie machen sich über die traditionellen Rollenbilder von Mann und Frau lustig, beschäftigen sich mit naturwissenschaftlichen Themen (Botanik, Meteorologie), Agostino setzt sich für einen Schulneubau im Dorf ein, Johanna betreibt intensive historische Studien. Nach 15 kinderlosen Ehejahren hat Johanna eine Totgeburt, bekommt aber trotzdem mit Ende 30/ Anfang 40 noch 3 Kinder. Der älteste Sohn Andrea wird der erste Berufsfotograf im Bergell, dessen Werk seit letztem Jahr umfassend erschlossen und gewürdigt wird (Kunstmuseum Chur; Film Andrea Garbald, Fotografo (A. Zschokke, P. Stein)). Alle Kinder bleiben kinderlos, sodass die Familie nach der 2. Generation wieder ausstirbt.

Zeitgleich mit der Geburt ihrer Kinder beginnt Johanna zu publizieren, zunächst Erzählungen und Gedichte in Zeitschriften (u.a. in „Ein Deutsches Dichterheim“, Dresden-Wachwitz, später Wien), dann den Roman „Faustine“ im Kommissionsverlag Vogel (Glarus), später historische Romane („Violanta Prevosti“ u.a.) in Frauenfeld und bei Schäfer in Leipzig-Schkeuditz. Ihren Durchbruch erlebt sie 1901 mit dem Auftragswerk der Societa Culturale di Bregaglia: „Das Bergell. Wanderungen in der Landschaft und ihrer Geschichte“. Sie stirbt 1935 in Castasegna.

Dieser Darstellung liegt eine umfangreiche Recherche in Chur, Castasegna und Stampa (Bergell) zugrunde.

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